Was macht man bei einer Ergotherapie?
Das Heilmittel Ergotherapie wird immer beliebter. Aber wie genau läuft eine Ergotherapie ab? Hier erfahren Sie u.a., wie Sie mit Ihrer Ergotherapie starten sowie alles zu Befund, Anamnese und die Integration in den Alltag.
So starten Sie mit Ihrer Ergotherapie
Für eine Ergotherapie gibt es viele gute Gründe. Bei Anne Münch, einer etablierten Ergotherapeutin mit einem Fokus auf Handrehabilitation, sind es in den allermeisten Fällen die folgenden Anwendungsfelder:
- Nach einer Operation oder einer Verletzung geht es darum, die Beweglichkeit der Hand wiederherzustellen.
- Bei einer zu starken Überlastung im beruflichen oder sportlichen Umfeld braucht es ein Neuerlernen bestimmter Bewegungen.
- In einem Schreibtraining oder für andere Zwecke geht es darum, die motorischen Fähigkeiten zu optimieren.
- Bei Rheuma und Arthritis ist das Ziel, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern.
Natürlich gibt es darüber hinaus noch eine ganze Reihe weiterer Anwendungsfelder für Ergotherapie: Von ADHS bei Kindern über die Nachbehandlung eines Burnouts, Demenz, Diabetes, Epilepsie, Geriatrische Rehabilitation und Schlaganfällen ist die Ergotherapie äußerst vielseitig einsetzbar. Und das sind noch längst nicht alle Bereiche.
Als Privatpraxis für Ergotherapie und Handtherapie in München konzentrieren wir uns an dieser Stelle auf die Fälle, die unsere Patienten am meisten betreffen.
Eine Ergotherapie gibt es nur auf Rezept des behandelnden Arztes
Eine ergotherapeutische Anwendung zählt zu den ärztlich verordneten Heilmitteln. Das bedeutet: Die Ergotherapie gibt es in der Regel nur auf Rezept. Eine Ausnahme ist die Behandlung als Selbstzahler mit einem Präventionsvertrag (siehe FAQ am Ende dieser Seite).
Zum Start Ihrer ergotherapeutischen Maßnahmen brauchen Sie eine Überweisung des behandelnden Arztes. In der Regel erfolgt die Überweisung bei Kindern und Jugendlichen durch den Kinderarzt. In selteneren Fällen auch durch einen Kieferorthopäden oder einen Kinder- und Jugendpsychiater. Bei Erwachsenen können das Allgemeinärzte, Orthopäden, Handchirurgen, Neurologen sowie rein theoretisch jeder andere Facharzt sein.
Mehr zeitliche Flexibilität für Privatpatienten
In der Regel ist diese Verordnung bei gesetzlich Versicherten 10 Tage gültig. Das bedeutet für Sie als Patient, dass in diesem Zeitraum zumindest die Anamnese im Rahmen eines Erstgesprächs stattfinden sollte. Für Privatpatienten gilt diese Frist nicht – sie können sich wie auch im weiteren Verlauf der Behandlung etwas mehr Zeit lassen.
Ablauf einer Ergotherapie: Erstgespräch und Anamnese
Nach der Überweisung Ihres Arztes erfolgt ein kurzes Telefonat zur Terminvereinbarung für ein persönliches Erstgespräch. Dieses Erstgespräch findet vor Ort in der Praxis statt. Dieses Erstgespräch dient dem Kennenlernen, aber v.a. auch der Anamnese und der Zielsetzung. Dieser erste Schritt der Ergotherapie zählt mit zu den wichtigsten überhaupt.
Begriffsdefinition Anamnese
Das Wort „Anamnese“ leitet sich aus dem Griechischen „anamnesis“ ab, was auf Deutsch „Erinnerung“ bedeutet. Bei der Anamnese geht es also darum, eine für den weiteren Verlauf der Behandlung wichtige „Erinnerung“ zu erzeugen und immer wieder darauf zurückgreifen zu können.
Zielgerichtete Befragung
Die Anamnese selbst besteht aus einer systematischen, zielgerichteten Befragung. Darin werden vor allem die Vorgeschichte der Krankheit und der momentane Gesundheitszustand erläutert. Grundlage der Anamnese ist die Diagnose des überweisenden Arztes. Hier wird z. B. aufgrund eines bildgebenden Verfahrens festgestellt, welche Sehne genau von einer Sehnenscheidentzündung betroffen ist. Ohne eine medizinische Diagnose ist in der Regel eine gezielte ergotherapeutische Behandlung kaum möglich.
Typische Fragen einer ergotherapeutischen Anamnese
Anamnese für gegenseitiges Vertrauen
Neben diesen medizinischen Fragen dient die Anamnese auch dazu, im Rahmen des Erstgesprächs ein gutes Vertrauensverhältnis zu schaffen. Es geht also noch nicht bzw. nicht nur um die eigentliche Ergotherapie.
Vielmehr sollen und wollen sich Patient und Ergotherapeut im Rahmen der Anamnese kennenlernen, um schließlich einen Befund zu erstellen und die Behandlungsziele festzulegen. Dieses gemeinsame Verständnis ist wesentlich für den Erfolg der Ergotherapie.
Privatpatienten sind bei der Anamnese klar im Vorteil
Insbesondere für dieses erste Gespräch dürften sich Patienten einer Privatpraxis in den allermeisten Fällen besonders gut betreut fühlen. Privatpraxen können sich für dieses Erstgespräch, aber auch im Rahmen der weiteren Behandlung viel Zeit für eine ausführliche Beratung und Anleitung nehmen. Die Gebührenordnung für Kassenpatienten, also Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen, lässt in der Regel nur eine kurze Beratung zu.
Dabei kann in vielen Fällen in der Anamese und der damit verbundenen Beratung der entscheidende Schlüssel für den Behandlungserfolg liegen. Die Patienten können ihr Anliegen in einem oder mehreren Gesprächen ausführlich schildern. Sie bekommen das Gefühl, dass der Ergotherapeut die Erkrankung, die Beschwerden im Alltag und das Leiden versteht.
Zudem bekommt der Patient auf Wunsch oder falls notwendig ausführlich seine Chancen auf eine Heilung erläutert und wie er selbst aktiv dazu beitragen kann. Der Glaube an die Heilung kann eine ganz wichtige Rolle für den Erfolg der Ergotherapie spielen.
Ablauf einer Ergotherapie: Ergotherapeutische Befunde und Ziele
Im direkten Anschluss an das Erstgespräch oder im Rahmen eines weiteren Termins erfolgt der Befund. In manchen Fällen gehen Befund und Anamnese auch ineinander über und sind vom Ablauf her nicht voneinander zu trennen.
Das Wichtigste am Befund ist eine möglichst klar und eindeutige Definition des Gesundheitsproblems in Bezug auf Körperfunktionen. Diese Definition wird auch aufgrund von Beobachtungen und Testverfahren erstellt. Hier werden z. B. die Beweglichkeit und die feinmotorische Geschicklichkeit der betroffenen Gelenke getestet.
Bei Kindern kann das auch eine graphomotorischer Test sein.
Die für die Definition des Gesundheitsproblems wesentlichen Körperunktionen sind:
- Körperstrukturen
- Aktivitäten
- Partizipation
- Umweltfaktoren
- Persönliche Faktoren
Beispiel ergotherapeutischer Befund
Am besten erklären sich die oben aufgelisteten Körperfunktionen an einem konkreten Beispiel:
- Ein Patient kann nur noch unter Schmerzen eine Faust machen. Die betroffene Körperstruktur sind Hand und Arm.
- Als Folge kann er z. B. keine Flasche mehr aufdrehen – er ist damit in seiner Aktivität eingeschränkt.
- Eine weitere Folge ist, dass er nicht mehr Auto fahren kann – damit ist seine Partizipation, also die Teilnahme am Leben, eingeschränkt.
- Mit Umweltfaktoren ist gemeint, dass der Patient für einen gewissen Zeitraum fremde Hilfe braucht.
- In die persönlichen Faktoren fließen die individuelle Lebensgestaltung und der Alltag der Person ein
Enge Zusammenarbeit mit behandelndem Arzt
Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen behandelndem Arzt und Ergotherapeut für eine erfolgreiche Behandlung ist: Während z. B. ein Allgemeinarzt oder ein Orthopäde die Kapsel als Ursache für die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit der Hand benennen kann, untersuchen auf Handtherapie spezialisierte Ergotherapeuten wie Anne Münch genauer, warum der Patient wirklich die Faust nicht machen kann. Ist die Ursache ein Problem im Gelenk? Oder eine verkürzte Sehne? Liegt es an zu viel Ruhestellung oder zu viel Kraft?
Auch in diesem wichtigen Schritt im Ablauf einer Ergotherapie zeigt sich klar der Vorteil einer privatärztlichen Behandlung: So kann sich Anne Münch für eine notwendige Abstimmung mit den behandelnden Ärzten die Zeit nehmen, die es dafür braucht – ohne auf die engen zeitlichen Vorgaben der gesetzlichen Krankenkassen zu achten.
Definition der Behandlungsziele
Auf Basis der im Befund festgestellten Schwierigkeiten erfolgt eine Definition der Behandlungsziele sowie der dafür zu verwendeten Methoden. Dabei werden natürlich auch die bestehenden Fähigkeiten berücksichtigt – es wird also auch drauf geachtet, was schon oder noch funktioniert und wie belastbar der einzelne Patient ist.
Wichtigstes Ziel der Ergotherapie ist immer die Handlungsfähigkeit wiederherzustellen und den Schmerz zu lindern. Speziell in der Handtherapie geht es auch darum, wieder eine möglichst hohe Beweglichkeit zu schaffen. Durch regelmäßiges Trainieren soll der Klient im Alltag wieder möglichst viel Selbständigkeit erlangen. Dabei werden auch sein Alter, seine berufliche Tätigkeit, Hobbys und seine kognitiven und geistigen Fähigkeiten berücksichtigt.
Dazu wird auch festgelegt, wie viele Sitzungen der einzelne Patient für seine Therapie braucht und wie lange diese dauern. In der Regel schwankt die Behandlungszeit zwischen 30 und 60 Minuten pro Sitzung.
Mehr über die genauen Inhalte sowie die Art und Weise der Behandlung finden Sie in unserem ausführlichen Artikel zur allgemeinen Definition von Ergotherapie.
Ablauf einer Ergotherapie: Methoden
In unserer Privatpraxis für Ergotherapie und Handtherapie kommen vor allem folgende Methoden zum Einsatz:
-
Motorisch-funktionelle Behandlung
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Sensomotorisch-perzeptive Behandlung
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Thermische Behandlung
Bei der motorisch-funktionellen Behandlung geht es einerseits um den Abbau von (möglicherweise angeborenen) motorischen Störungen.
Ein weiteres wichtiges Ziel kann sein, physiologische Funktionen und Bewegungsabläufe zu erhalten oder neu zu entwickeln. Diese Behandlung erfolgt meist bei Patienten, die aufgrund einer Verletzung oder einer orthopädischen Störung in ihren Bewegungsabläufen eingeschränkt sind. Im Vordergrund der Behandlung stehen fein- und grobmotorische Übungen.
Bei sensomotorisch-perzeptiven Behandlung liegt der Fokus der Behandlung mehr auf der Störung der Sensomotorik.
Eine nicht mehr funktionierende Sinneswahrnehmung sowie die damit verbundenen Rückmeldungen können dazu führen, dass einzelne Bewegungsabläufe gestört sind. Die Behandlung zielt darauf ab, diese Störungen zu beseitigen und damit die Beweglichkeit wieder zu verbessern.
Die thermische Behandlung arbeitet mit Wärme- und Kälteeffekten.
Wärme kann z. B. bei rheumatischen Erkrankungen u.a. die Durchblutung und den Stoffwechsel fördern sowie die Gelenksteifigkeit reduzieren und Schmerzen lindern. Auch die Kältetherapie wirkt schmerzlindernd sowie entzündungshemmend. Die Muskelspannung nimmt ab und das Bindegewebe ist wieder flexibler. Auch Ultraschall und Stromanwendungen kommen hier zum Einsatz.
Weitere Informationen zu unseren ergotherapeutischen Methoden finden Sie hier.
Hier erfahren Sie mehr zu unseren speziellen Methoden für Handtherapie.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Ablauf einer Ergotherapie
Was kostet eine Ergotherapie für Privatpatienten?
Zum Start einer Ergotherapie wird ein Behandlungsvertrag zwischen dem Patienten und der Privatpraxis für Ergotherapie abgeschlossen. Das in diesem Behandlungsvertrag vereinbarte Honorar richtet sich nach der Gebührenordnung für Therapeuten (GebüTh).
Wie hoch ist die Erstattung meiner privaten Krankenkasse für Ergotherapie?
Das im Behandlungsvertrag vereinbarte Honorar gilt unabhängig davon, wie viel Sie davon von Ihrer privaten Krankenversicherung oder im Rahmen der Beihilfeberechtigung für Beamte rückerstattet bekommen. Leider können wir aufgrund der zahlreichen unterschiedlichen Tarife der privaten Krankenversicherungen und auch im Bereich der Beihilfeberechtigung keine genauen Angaben zur Höhe Ihrer Erstattungsansprüche machen.
Kann ich auch ohne Rezept eine Ergotherapie erhalten?
Ja. Sie können eine Ergotherapie mit einem Präventionsvertrag auch als Selbstzahler vereinbaren. In diesem Fall brauchen wir nur die Diagnose Ihres behandelnden Arztes, aber kein Rezept. Bitte beachten Sie, dass Sie als Selbstzahler weder von Ihrer gesetzlichen noch von Ihrer privaten Krankenkasse Erstattungen erhalten. Sie bezahlen Ihre Ergotherapie also komplett selbst.
Was ist ein Präventionsvertrag?
Ein Präventionsvertrag ist die rechtliche Grundlage zur Behandlung mit einer Ergotherapie als Selbstzahler. In dem Vertrag werden die Dauer der Behandlung und die Anzahl der benötigten Termine als präventive Maßnahme festgehalten. Zudem verpflichtet sich der Patient, mit dem Abschluss des Präventionsvertrags die Kosten für die Behandlung selbst zu übernehmen.
Was ist der Unterschied zwischen Anamnese und Diagnose?
Die Begriffe Anamnese und Diagnose werden oft in einen Topf geworfen. Sie haben aber unterschiedliche Bedeutungen: Bei der Anamnese steht die Sammlung aller medizinisch relevanten Informationen über einen Patienten im Mittelpunkt. Die Diagnose wiederum dient der Identifizierung und Bestimmung einer Krankheit oder eines Zustands auf der Grundlage der gesammelten Informationen aus der Anamnese. Die Diagnose stellt in erster Linie der Arzt.
Was ist der Unterschied zwischen Befund und Diagnose?
Der Unterschied zwischen Befund und Diagnose ist für Patienten oft schwer vermittelbar. Allerdings treffen Ärzte hier eine genaue Unterscheidung, vor allem in Arztbriefen. Ein Befund ist das Ergebnis einer medizinischen Untersuchung, also z. B. eine Röntgenaufnahme. Die Diagnose ordnet dann den Befund einem Krankheitsbild zu, also z. B. Bruch des Handgelenks.
Über die Autorin Anne Münch
Für die ausgebildete Handspezialistin Anne Münch ist die Ergotherapie ihre Berufung. In ihrer über 20-jährigen Tätigkeit hatte sie das Privileg, ihre Tätigkeit aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln kennenzulernen. Dabei hat sie ihr Wissen rund um die Ergotherapie mit zahlreichen Fortbildungen ständig erweitert.