Morbus Duputryen:
OP-Nachbehandlung durch Handtherapie
Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, die Finger ihrer Hand so weit wie möglich zu strecken bzw. sie frei zu bewegen. Bei Morbus Duputryen ist die Bewegungsfähigkeit einzelner oder mehrerer Finger durch die Bildung von zusätzlichem Bindegewebe unter der Haut eingeschränkt.
In diesem Fallbeispiel schildert unser Patient Herr S. seine Erfahrungen in der Behandlung durch die zertifizierte Handtherapeutin Anne Münch.
„Ich hatte mich für eine Operation entschieden, weil ich unter Morbus Duputryen am Ringfinger der rechten Hand im Mittel- und Grundgelenk litt und meine Bewegungsunfähigkeit im Alltag stark einschränkt war.
Als Rentner bin ich in meiner Freizeit sehr aktiv und viel mit dem Fahrrad unterwegs, zudem verreise ich sehr gerne mit meinem Wohnmobil. Ein weiteres Hobby ist das Arbeiten mit Holz, auch dabei hatte ich Schwierigkeiten, wie sonst üblich mit den Werkzeugen uneingeschränkt zu hantieren.
Operativer Eingriff über Fasziektomie
Der operative Eingriff bei Morbus Duputryen erfolgte auch bei mir über eine Fasziektomie. Dieser Fachbegriff steht grob gesagt für die operative Entfernung eines Gewebes. Ich erschien drei Tage nach der Operation zur ersten Behandlung in der Praxis von Anne Münch. Sie bestätigte mir, dass es gerade nach einem solchen operativen Eingriff sehr wichtig ist, mit der Nachbehandlung möglichst schnell und intensiv zu starten, am besten 3 x die Woche.
Als weitere Unterstützung nach dem operativen Eingriff hatte ich in der Klinik eine statische Schiene bekommen, die ich zunächst nachts und tagsüber für 2 Wochen tragen sollte. Diese Schiene lagerte meinen Finger in einer Streckstellung, zum Üben musste ich sie abnehmen. Zwei Wochen nach der OP trug ich die Schiene dann nur noch nachts.“
Behandlungsziele nach einer Fasziektomie aufgrund von Morbus Duputryen:
Ziele der Behandlung aus Sicht des Patienten
Beim ersten Termin erläuterte mir Anne Münch die Ziele und den Ablauf der Behandlung.
"Beim ersten Termin stand vor allem im Vordergrund, den Ist-Zustand der Wunde bzw. der Hand nach der OP genau zu bestimmen sowie die Behandlungsziele ausführlich zu erläutern. Gerade am Anfang einer Behandlung war es mir wichtig zu verstehen, worum es genau in der Behandlung geht und was mich in den nächsten Wochen erwarten würde.
Zuerst erklärte mir Anne Münch den Ablauf der Behandlung und bereitete mich auf das Öffnen des Verbands vor. Der Schnitt und die Narbe ist bei einer solchen OP relativ groß, weshalb manche Patienten wohl trotz der Aufklärung des Arztes überrascht vom Ausmaß und Aussehen der Hand nach der Operation sind.
Beim Abnehmen des Verbands und der Schiene blutete meine Wunde noch leicht, das Ziehen der Fäden erfolgte erst zwei Wochen nach der OP. Während ich meinen kleinen Finger nach der OP schon wieder voll strecken und so gut wie schmerzfrei bewegen konnte, war die Bewegung zur Faust bzw. zur Kralle noch eingeschränkt. Zwischen der Fingerkuppe und der Hohlhand bestand noch ein Abstand von 2,5 cm. Zudem war die Handinnenfläche stark geschwollen.
Auch im Narbenbereich war die Sensibilität etwas vermindert und äußerte sich in einem Taubheitsgefühl. Am Ende der ersten Begutachtung legten wir einen neuen Verband an."
Ich konnte durch aktive Übungen selber etwas zur Heilung meiner Hand beitragen.
"Im weiteren Aufklärungsgespräch erklärte mir Anne Münch, für die nächsten zwei Wochen den Druck auf die Hohlhand zum Schutz der Narbe zu vermeiden und dabei auch auf das Tragen schwerer Dinge zu verzichten. Zudem sollte ich die Hand hochlagern, damit sich das Ödem (Schwellung) nicht verstärkt.
Mit einem aktiven Übungsprogramm bekam ich gleichzeitig das Gefühl, selber etwas zu meiner Heilung beitragen zu können. Dabei sollte ich möglichst stündlich die Hand in die Kralle, Faust und Streckung bewegen sowie die Finger spreizen und zusammenführen und das Handgelenk bewegen. Diese Bewegung ist auch wichtig, um den Patienten wieder Vertrauen in die natürliche Bewegung seines Fingers zu geben und um ein Verkleben der Narbe zu verhindern und einer erneuten Kontraktur entgegenzuwirken."
Zweite bis dritte Behandlungswoche: Muskeln stärken
"Neben den aktiven Übungen ist es im weiteren Behandlungsverlauf ebenso wichtig, das muskuläre Gleichgewicht wiederherzustellen. Dies geschieht über die Aktivierung der Muskulatur der Fingerstrecker sowie der Detonisierung, also dem Abbau der Spannungen, im Fingerbeuger.
Da das mittlere Gelenk des kleinen Fingers dafür noch nicht genügend elastisch war, führte Anne Münch eine manualtherapeutische Gelenksmobilisation durch. Auch hier gab sie mir mit Sehnengleitübungen auch wieder ein Heimprogramm zur Selbstbehandlung mit.
Parallel dazu war zur Wiederherstellung der Beweglichkeit auch die Behandlung der Narbe wichtig, Damit begann Anne Münch schon vor dem Fadenzug zwei Wochen nach der OP, danach ging es mit einer Narbenmassage, Ultraschall und dem Novafon weiter. Das Novafon nutzt Schallwellen zur Schmerzlinderung oder zur Lösung von Muskelverspannungen.
Zudem bekam ich Techniken vermittelt, wie ich selbst die Narbe sanft massieren konnte. Dazu wurden mir von Anne Münch eine Narbensalbe und eine Silikonnarbenpflaster empfohlen.
Nicht zuletzt ging es in dieser zweiten und dritten Woche auch um eine Behandlung der Sensibilitätsstörung durch die Narbe, hierzu wurden mit einem gezielten Training über Druck, Vibration und Dehnung unterschiedliche Reize gesetzt."
Ab der vierten Behandlungswoche: Kräftigungsübungen
"Mittlerweile war die Heilung der Hand soweit fortgeschritten, dass ich mit meiner Hand z. B. auch wieder Bälle drücken sowie Übungen mit Therapieknete und Gummi zur Stärkung der Beweglichkeit zur Kräftigung meiner Handmuskulatur durchführen konnte. Diese Übungen wurden stetig laufend gesteigert. Zudem konnte ich nun auch meine Hand im Alltag wieder verstärkt einsetzen."
Fazit von Herrn S. nach ca. 20 Behandlungen
"Nach ca. 20 Behandlungen konnte ich die Kralle und die Faust mit einer ganz leichten Einschränkung ausführen, die Streckung des Mittleren Gelenks konnte ich endgradig, also in höchster Ausprägung, ausführen.
Unmittelbar nach der Behandlung konnte ich meine Hand wieder für Tätigkeiten benutzen, bei denen ich noch nicht so viel Kraft aufwenden muss. Zudem hat sich meine Geschicklichkeit für das Benutzen von Werkzeugen im Vergleich zum Zustand vor der OP enorm verbessert. Die Behandlung ist bis auf Weiteres abgeschlossen, ich soll die Bewegungsübungen weiterhin durchführen sowie die Narbe massieren und dehnen. Ich danke Anne Münch ganz herzlich für die ausgezeichnete Therapie."
Narbenbehandlung nach Fasziektomie aufgrund von Morbus Duputryen (Beispielbilder)
Bei Herrn S. relativ unkomplizierter Krankheitsverlauf
Anne Münch ergänzt: „Da nur ein Finger von Morbus Dupuytren betroffen war, ließen sich die Verklebungen während der OP gut lösen. So waren auch die Wundverhältnisse nicht so ausgeprägt und die Nachbehandlung bei Herrn S. weitgehend komplikationsfrei. In vielen anderen Fällen dauert die Nachbehandlung länger.
Gleichwohl ist es bei Morbus Dupuytren nicht ungewöhnlich, dass die Erkrankung erneut auftritt. Dieses Rezidiv, also das Wiederauftreten der Erkrankung, gehört bei Morbus Dupuytren leider zum Krankheitsbild. Wie lange es bis zum Auftreten eines Rezidivs dauert, ist individuell unterschiedlich. Jahrelange Remissionen, also das Nachlassen der Krankheit, sind ebenso möglich wie frühe Rezidive.“
Morbus Duputryen: Symptome und Behandlung
Bei Morbus Duputryen können Patienten ihre Finger nicht mehr komplett ausstrecken, stattdessen verbleiben diese in einer permanenten Beugehaltung. Zur Abhilfe ist bei vielen Patienten ein operativer Eingriff notwendig. In Folge dessen empfiehlt sich in der Regel eine anschließende Ergotherapie bzw. Handtherapie einer entsprechend ausgebildeten Spezialistin wie z. B. Anne Münch. Die therapeutischen Ziele sind dabei grundsätzlich immer, die nach der Operation erreichte Streckung zu erhalten und einer erneuten Kontraktur vorzubeugen.
Gründe und Auslöser für Morbus Duputryen bislang unbekannt
Entdeckt wurde Morbus Duputryen bereits im Jahr 1832 vom damaligen Leibarzt des französischen Königs Guillaume Duputryen. Nach ihm wurde die Krankheit auch benannt. Bis heute ist allerdings nicht geklärt, was genau Morbus Duputryen auslöst. Gesichert ist allein, dass die Genetik und damit auch die Vererbung eine Rolle spielt. Die Krankheit tritt häufiger bei Menschen auf, die unter Diabetes leiden, rauchen oder übermäßig viel Alkohol trinken. Auch bei Menschen, die viel mit ihren Händen arbeiten oder die einen Unfall erleiden, scheint Morbus Duputryen verstärkt aufzutreten.
Über die Autorin Anne Münch
Für die ausgebildete Handspezialistin Anne Münch ist die Ergotherapie ihre Berufung. In ihrer über 20-jährigen Tätigkeit hatte sie das Privileg, ihre Tätigkeit aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln kennenzulernen. Dabei hat sie ihr Wissen rund um die Ergotherapie mit zahlreichen Fortbildungen ständig erweitert.